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KönigsmörderOverlay E-Book Reader

Königsmörder

Roman | Robert Harris

E-Book (EPUB)
2022 Heyne Verlag; Hutchinson Heinemann
544 Seiten
ISBN: 978-3-641-29161-7

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Kurztext / Annotation
England, 1660. König Karl II. erlässt mit einer Akte der Verzeihung ein Generalpardon. Ausgenommen sind die Königsmörder, jene Hochverräter, die das Urteil zur Enthauptung seines Vaters Karl I. unterzeichnet haben. Dazu gehören auch die Oberste Whalley und Goffe, die im Bürgerkrieg auf der Seite Oliver Cromwells kämpften. Sie können rechtzeitig in die neuen Kolonien in Amerika fliehen. Die Flüchtlinge treffen dort auf eine Gesellschaft, die durch einen puritanischen Fanatismus geprägt ist und sich gerade vom Mutterland jenseits des Atlantiks abspaltet. Hier könnten sich die beiden unter Gleichgesinnten in Sicherheit wiegen, wären ihnen nicht ebenso fanatische Häscher auf den Fersen.

Robert Harris wurde 1957 in Nottingham geboren und studierte in Cambridge. Seine Romane »Vaterland«, »Enigma«, »Aurora«, »Pompeji«, »Imperium«, »Ghost«, »Titan«, »Angst«, »Intrige«, »Dictator«, »Konklave«, »München«, »Der zweite Schlaf«, »Vergeltung« und zuletzt »Königsmörder« wurden allesamt internationale Bestseller. Seine Zusammenarbeit mit Roman Pola?ski bei der Verfilmung von »Ghost« (»Der Ghostwriter«) brachte ihm den französischen »César« und den »Europäischen Filmpreis« für das beste Drehbuch ein. Die Verfilmung von »Intrige« - wiederum unter der Regie Pola?skis - erhielt auf den Filmfestspielen in Venedig 2019 den großen Preis der Jury, den Silbernen Löwen. Robert Harris lebt mit seiner Familie in Berkshire.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

KAPITEL 1

Wenn man im Sommer 1660 in Massachusetts die vier Meilen von Boston nach Cambridge gereist wäre, hätte man nach der Überquerung des Flusses Charles als Erstes das Haus der Gookins gesehen. Es stand an der Straße am Südrand der Niederlassung, gleich hinter der Flussbiegung auf halber Strecke im sumpfigen Land zwischen dem Charles und dem Harvard College - ein stattliches zweistöckiges Holzgebäude auf eingezäuntem eigenem Grund, mit einem Speicher unter einem steilen Dach, von wo man freie Sicht auf den Charles hatte. In jenem Jahr baute die Kolonie die erste Brücke über den Fluss. Neben der Böschung, wo die Fähre anlegte, wurden gerade dicke Holzpfeiler in den Schlamm getrieben. Die einschläfernde Mittsommerluft trug das Hämmern und Sägen und die Rufe der Arbeiter bis zum Haus.

An diesem besonderen Tag - Freitag, der 27. Juli - stand die Vordertür weit offen, und an den Torpfosten war ein Schild genagelt worden, auf das in Kinderschrift Willkommen zu Hause stand. Es hatte geheißen, ein Schiff aus London, die Prudent Mary, sei zwischen Boston und Charlestown vor Anker gegangen. Und unter den Passagieren befinde sich Mr Daniel Gookin, der Herr des Hauses, der nach zweijähriger Abwesenheit nach Amerika zurückgekehrt sei.

Das ohnehin makellose Haus war noch einmal aufgeräumt und ausgekehrt, die Kinder geschrubbt und in ihre beste Sonntagskleidung gesteckt worden. Am frühen Nachmittag saßen alle fünf mit Mrs Gookin in der Stube und warteten: Mary, zwanzig Jahre alt, benannt nach ihrer Mutter, Elizabeth, achtzehn, und die drei jüngeren Brüder Daniel junior, zehn, Samuel, acht, und der vierjährige, an seinen Haaren herumzupfende Nathaniel, der bei Gookins Abreise noch nicht sprechen konnte und keine Erinnerung an ihn hatte.

Mrs Gookin wusste, dass er nicht deshalb so unruhig war, weil sie ihn an diesem sonnigen Nachmittag nicht aus dem Haus ließ, sondern weil er zum ersten Mal bewusst seinen Vater sehen würde. Sie hob ihn auf ihre Knie, strich ihm über den Scheitel und erzählte ihm von dem Mann, der bald durch die Tür kommen würde - von seiner Güte und Freundlichkeit, seiner Kraft und Tapferkeit und seiner bedeutenden Arbeit für die Regierung in London, wohin ihn der Lordprotektor persönlich gerufen hatte. »Er liebt dich, Nat, und mit Gottes Hilfe wirst auch du ihn lieben.«

»Was ist ein Lorbebäcker?«

»Lordprotektor. Das war der Herrscher und Beschützer von England und Amerika.«

»Wie ein König?«

»Ja, wie ein König. Nur besser, weil das Parlament ihn gewählt hat. Aber der Protektor ist jetzt tot. Deshalb kommt dein Vater nach Hause.«

Nat machte große Augen. »Aber wenn der tot ist, wer tut uns dann beschützen?«

Das war die Frage, auf die die intelligentesten Köpfe Englands keine Antwort gehabt hatten und auf die auch Mrs Gookin keine hatte. Sie wandte sich über Nats Kopf hinweg an ihre Tochter. »Mary, geh doch mal hinauf in den Speicher, und schau, ob dein Vater schon kommt.«

Mary rannte die Treppe hinauf, kam eine Minute später zurück und berichtete, die Fähre liege immer noch am Ufer gegenüber, und auch auf der Straße sei niemand zu sehen.

Nun stieg alle Viertelstunde eines der Kinder hinauf in den Speicher und hielt Ausschau, aber jedes kehrte immer mit der gleichen Antwort zurück. Allmählich überkam Mrs Gookin der schreckliche Gedanke, dass ihr Mann überhaupt nicht mehr kommen würde, dass das Schiff gar nicht angelandet sei oder dass es zwar angelegt habe, aber ihr Mann gar nicht an Bord gewesen sei. Vielleicht war er in London gar nicht an Bord gegangen, oder auf der zweimonatigen Atlantiküberquerung war ihm irgendein Unglück widerfahren. Der verhüllte Leichnam, die versammelte Besatzung, die kurzen Gebete, die am Hals beschwerte Leiche, die mit dem Kopf voraus die Laufplanke hinunter in die Wellen glitt - das alles stand ihr deutli